03_Einleitung
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Einleitung
Eine Plus-Energie-Siedlung ist weit mehr als eine Ansammlung von Plus-Energie-Gebäuden oder die Ausstattung einer Siedlung mit Photovoltaikanlagen. Siedlungsplanung ist ein Teil des Städtebaus, deshalb kommen hier noch sehr viele Faktoren wie zum Beispiel Infrastruktur oder eine soziale Gesamtbetrachtung des Gebiets hinzu.
„Aufgrund der Klimaschutzanforderungen sowie steigender Energie- und Rohstoffpreise, zunehmender Energieknappheit sowie rechtlicher Rahmenbedingungen findet im Bausektor ein dynamischer Prozess des Umdenkens statt: Das Plus-Energie-Konzept, basierend auf der Effizienztechnologie des Passivhauses, wird heute von zahlreichen ExpertInnen als das Baukonzept schlechthin gesehen, um im Gebäudesektor die CO2-Emissionen sowie den Energieverbrauch zu reduzieren“ (Schulze Darup, Plus-Energie-Gebäude, Einleitung, Hrsg. GrAT http://www.e-genius.at). Einer der „Vorläufer“ von Plus-Energie-Siedlungen im weitesten Sinne kann in den ersten Versuchen des gemeinschaftlichen Wohnens gesehen werden, die in Österreich in der Zwischenkriegszeit entstanden. Die zugrunde liegende Idee war, höchste Funktionalität verbunden mit hoher Wohnqualität auf kleinstem Raum zu erreichen. Zudem sollten möglichst viele Funktionen im Verbund und damit effizienter gelöst werden. Bei den Werkbundsiedlungen geschah das zum Beispiel durch effiziente gemeinschaftliche Nutzung von Infrastruktur und Freiraum, während es bei den heutigen Beispielen von Plus-Energie-Siedlungen vor allem Energieversorgung und -verbrauch, aber auch Wasserversorgung, Abfall- und Abwasserentsorgung sowie Gemeinschaftsräume sind, die im Verbund effizienter gelöst werden. Das Energiekonzept sollte individuell je nach Standort, Verfügbarkeit von Ressourcen und Leistbarkeit für die BewohnerInnen erarbeitet werden. Eine einheitliche Definition von Plus-Energie-Siedlungen wird erst erarbeitet. Grundsätzlich ist das Ziel, das Gesamtsystem zu optimieren und im Verbund Synergien zu nutzen.
Oft wird eine Plus-Energie-Siedlung lediglich als Ansammlung von Plus-Energie-Gebäuden verstanden. Das ist zwar nicht falsch, denn die Voraussetzung für ein energetisch optimal funktionierendes Gesamtsystem sind optimal ausgeführte Gebäude, aber das alleine ist nicht ausreichend, um das Potenzial voll auszuschöpfen. Wichtig ist vor allem das System, das die Gebäude untereinander in Beziehung setzt: Infrastrukturen können gemeinsam genutzt werden. Bei Plus-Energie-Siedlungen betrifft das vor allem die Energieversorgung. Wasserversorgung, Gemeinschaftsräume oder Freiraum können ebenfalls geteilt werden. Probleme wie Energiebedarf, Verkehrsaufkommen oder Abfallentsorgung werden für die gesamte Siedlung, nicht für einzelne Elemente gelöst. Durch die intelligente gemeinsame Lösung des Energiebedarfs kann Energie effizienter bereitgestellt werden. Steigende Energiepreise tragen dazu bei, dass sich Plus-Energie-Siedlungen noch schneller amortisieren, vor allem wenn sie Energie nicht nur einsparen, sondern idealerweise auch in das Stromnetz einspeisen.
Dabei ist es nicht so wichtig, ob sich die Plus-Energie-Siedlung in einem Dorf, einem Vorort oder mitten in der Stadt befindet. Der effiziente Umgang mit Energie entsteht im Verbund, indem Synergien zwischen den einzelnen Elementen der Siedlungsplanung entstehen. Entscheidend ist die Optimierung des Gesamtsystems. Allerdings gibt es wesentliche Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Gebieten, die besonders bei der Versorgung mit Energie zum Tragen kommen: Bei der regionalen regenerativen Energieversorgung müssen Erzeugung und Versorgung mit der regionalen Nachfrage möglichst eng gekoppelt werden. Das ist in der ländlichen Region einfacher möglich (Beispiele sind die Energieregionen Güssing, Murau oder Kötschach-Mauthen). In der Stadt hingegen entsteht durch die Dichte von BewohnerInnen und Nutzungen eine Vielzahl an Synergien, die genutzt werden können. (Obernosterer et al. 2010, Seite 25)
„Erneuerbare Energieversorgungskonzepte von Städten zeigen auf, dass nur durch einen Verbund von Metropole und Region sinnvolle Gesamtlösungen zu erzielen sind. Dabei sind wichtige Planungsparameter die Bewahrung der Baukultur einerseits, im Gegenzug aber auch der Landschaftsschutz, der einen großflächigen Landschaftsverbrauch mit der Herstellung erneuerbarer Energien verbietet. Insofern ist anzustreben, die Erzeugung erneuerbarer Energien so weit wie möglich in Siedlungsstrukturen zu integrieren.“ (Schulze Darup, Plus-Energie-Gebäude, Kapitel 3, Hrsg. GrAT, http://www.e-genius.at)
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