03_Definition Nachhaltigkeit

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Was heißt "Nachhaltigkeit"?

Im Bausektor werden sehr viele Materialien und viel Energie verbraucht. Gebäude sind für etwa 40 % des Energieverbrauchs der gesamten Europäischen Union (EU) und damit auch für einen großen Teil der CO2-Emissionen verantwortlich. Gleichzeitig ist das Bauwesen ein wichtiger Wirtschaftssektor. Aus diesen Gründen tragen alle, die im Bau tätig sind, eine große Verantwortung für die Auswirkungen, die Gebäude auf die Umwelt und das Klima haben.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie der Rohstoff- und Energieverbrauch von Gebäuden verringert werden kann und wie negative Auswirkungen durch das Bauen vermieden werden können. Sie lassen sich unter dem Begriff „nachhaltiges Bauen“ zusammenfassen.
 


Ursprünglich stammt der Begriff „Nachhaltigkeit“ aus der Forstwirtschaft. Hier galt schon im 18. Jahrhundert die Regel: „Schlage nur so viel Holz, wie nachwachsen kann!“ Natürliche Rohstoffe sollen also nur so stark beansprucht werden, dass sie sich leicht wieder erneuern können.

Diese einfache Maßnahme bekam 1987 eine etwas weitere Bedeutung, und zwar im sogenannten Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Dieser Bericht beschreibt Nachhaltigkeit als Entwicklung, welche die Bedürfnisse heutiger Generationen befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre Bedürfnisse nicht befriedigen können. Es geht also darum, bei Handlungen immer auch ihre Auswirkungen in der Zukunft zu berücksichtigen.

Beim sogenannten Erdgipfel in Rio de Janeiro 1992 wurde nachhaltige Entwicklung als weltweite Aufgabe definiert. Dabei wurde auch das „Drei-Säulen-Modell“ beschrieben. Nachhaltigkeit kann und soll demnach auf drei Säulen aufgebaut werden:

  • Ökonomie (Wirtschaft): Dazu gehören langfristige Arbeitsqualität, angemessene Einkommen, Preisstabilität,…
  • Ökologie (Natur): Hier wird auf den Schutz der Erdatmosphäre, auf Artenvielfalt, Erhaltung natürlicher Rohstoffe usw. geachtet.
  • Soziales (Gesellschaft): Dabei geht es um langfristige soziale Sicherheit, Frieden, Gleichberechtigung, Lebensqualität und Gesundheit der Menschen und ähnliche gesellschaftliche Bedürfnisse.

Abbildung 2: Drei-Säulen-Modell für Nachhaltigkeit (Quelle: GrAT)

Abbildung 2: Drei-Säulen-Modell für Nachhaltigkeit (Quelle: GrAT)

Eine Entscheidung kann Auswirkungen in allen drei Bereichen haben. Ein Beispiel ist die Auswahl von Baustoffen für ein Gebäude: Materialien, die aus nachwachsenden Rohstoffen in der Region hergestellt wurden, unterstützen die Landwirtschaft (→ Ökonomie), sie sind umweltverträglich (→ Ökologie) und wirken sich positiv auf die Gesundheit der GebäudebewohnerInnen aus (→ Soziales). In diesem Sinne sind sie nachhaltiger als z.B. Kunststoffe aus fossilen Rohstoffen.

Ein paar Jahre nach der Rio-Konferenz wurde auf dem Weltklimagipfel in Kyoto 1997 das Kyoto-Protokoll beschlossen, das vorsieht, Treibhausgas-Emissionen (Kohlenstoffdioxid CO2, Methan CH4 und andere), die zum Klimawandel und zur globalen Erwärmung beitragen, weltweit zu reduzieren. 15 EU-Länder haben sich daraufhin verpflichtet, ihre CO2-Emissionen bis 2020 deutlich zu senken, im Fall von Österreich um 13 % gegenüber den Werten von 1990. Um dieses Kyoto-Ziel zu erreichen, sind in allen Bereichen (Bauwesen, Industrie, Tourismus, Verkehr usw.) Änderungen im Bewusstsein und im Handeln notwendig.

 

Info-Box

 

„Was kostet Nachhaltigkeit?“

Umweltschutz oder nachhaltiges Bauen muss nicht teuer sein, im Gegenteil: Wenn Ressourcen und Energie gespart werden und nachhaltig gedacht wird, sinken auch die Kosten. Ein Beispiel: Baustoffe, die ohne viel Energieaufwand hergestellt werden und die nach dem Abriss eines Gebäudes leicht wiederverwertet werden können, verursachen insgesamt weniger Kosten, auch wenn der Einkaufspreis vielleicht etwas höher ist als bei anderen Produkten. Die „Lebenszykluskosten“ sind also niedriger. Mit den Lebenszykluskosten werden alle Kosten bezeichnet, die von der Herstellung über die Verwendung bis zur Entsorgung eines Produkts anfallen (vergleiche dazu auch das Modul „Ökologische Bewertungen“ auf www.e-genius.at)

Die Lebenszykluskosten eines Gebäudes teilen sich circa folgendermaßen auf:  17 % sind Erstellungs- und Planungskosten, 40 % müssen für Unterhalt und Erneuerung aufgebracht werden und noch einmal 40 % für Heizenergie. 3 % sind Kosten für den Rückbau des Gebäudes. Ein Nullenergiegebäude hingegen hat zwar etwas höhere Erstellungskosten, dafür sinken die Kosten für Heizenergie. Die Lebenszykluskosten, also die Gesamtkosten, sind daher insgesamt niedriger.

 

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