Entwicklung effizienter Siedlungsplanung seit dem 20. Jahrhundert (Beispiele)
Im Folgenden werden verschiedene Beispiele der Entwicklung von effizienter, gemeinschaftlicher Siedlungsplanung vorgestellt.
Die Siedlungsplanung im 20. Jahrhundert war eine Antwort auf spezifische politische und wirtschaftliche Situationen. Speziell in Krisenzeiten erhält das kollektive, funktionale Bauen größere Beachtung, weil es sich als effizient und somit günstig herausgestellt hat und in kurzer Zeit einen hohen Wohnbedarf abdeckt, ohne funktional zu sehr auf einzelne Zielgruppen einzugehen. Nach dem Ersten Weltkrieg waren Nahrungs- und Wohnraumknappheit ausschlaggebend dafür, dass in Wien die Siedlerbewegung entstand. Die „Pioniere“ waren mehr oder weniger geduldete „wilde Siedler“, die vor allem im Wienerwaldgebiet illegale Behausungen errichteten. Ihr Grundsatz war Selbstversorgung. Aus dieser schwierigen Situation heraus bildeten sich zahlreiche Selbsthilfeorganisationen. Dabei hatten die BewohnerInnen auch unbezahlte Arbeit zu leisten, für die gemeinschaftliche Infrastruktur (zum Beispiel Wegeführung, Freiraum, Gemeinschaftsräume usw.) und die Selbstverwaltung zu sorgen.
Es galt das gemeinnützige Genossenschaftseigentum. Ein Beispiel ist etwa die Siedlung „Am Rosenhügel“. Verbindende Organisation zwischen Genossenschaften und Kommunalverwaltung war die GESIBA (Gemeinwirtschaftliche Siedlungs- und Baustoffanstalt). Adolf Loos leitete das 1921 gegründete Siedlungsamt unter dem Motto „große Architekten für kleine Häuser“. Auf diese Weise wurden 15.000 Wohneinheiten geschaffen, die in Wien heute noch großteils genutzt werden und aufgrund ihrer Funktionalität und Effizienz geschätzt werden. (http://www.dasrotewien.at/siedlerbewegung.html)
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden in Europa mehrere Werkbundsiedlungen realisiert. Es galt experimentell und demonstrativ die funktionale Besiedelung von Stadterweiterungsgebieten zu bewerkstelligen, um damit ein neues Bauen vorzustellen. Dieses sollte für alle leistbar sein und nicht nur spannende Architektur herstellen, sondern einen neuen, sparsamen und trotzdem angenehmen Lebensstil hervorrufen. Dazu wurden zahlreiche Werkbünde gegründet. Sie waren Vereinigungen von KünstlerInnen, ArchitektInnen, Unternehmen und HandwerkerInnen und garantierten so die interdisziplinäre Zusammenarbeit, um den vielseitigen Planungserfordernissen gerecht zu werden. (http://deu.archinform.net/arch/70256.htm)
Eine andere, jüngere Form des kollektiven Wohnens ist Cohousing. Die Grundlagen wurden in den 1960ern in Dänemark entwickelt und haben sich seitdem vor allem in den USA verbreitet. Bei dieser Version eines ganzheitlichen nachhaltigen Siedlungsansatzes des gemeinschaftlichen Wohnens geht es vor allem darum, Gemeinschaftseinrichtungen einzurichten. Teil der Cohousing-Planung ist die aktive Beteiligung der künftigen BewohnerInnen und die gemeinschaftliche Ressourcenplanung, um ökologische und wirtschaftliche Verbesserungen zu erzielen. (http://www.cohousing.org/what_is_cohousing/ und http://de.wikipedia.org/wiki/Cohousing / und http://humanimpact.at/wp-content/uploads/2011/06/Cohousing_F2150.pdf)
Die Bautätigkeiten während der letzten Jahrzehnte haben in Europa und auch weltweit wiederholt zu Zersiedelung und einer Aushöhlung von Stadt- und Ortskernen geführt. Neue Siedlungsräume am Orts- und Stadtrand basierten auf der grundsätzlichen Idee, dass sowohl die finanziellen Mittel als auch die körperlichen Voraussetzungen für individuelle Mobilität vorhanden sind. Resultat dieser Tendenz war, dass die Nahversorgung und andere infrastrukturelle Einrichtungen in vielen Siedlungen nicht ausreichend sind und schon gar nicht Barrierefreiheit aufweisen. Die Zersiedelung hat Auswirkungen auf Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft. Insgesamt entsteht ein sehr hoher Flächenbedarf, weil Natur- und Agrarflächen in Wohn-, Verkehrs und Wirtschaftsflächen umgewandelt werden. So entstehen neue versiegelte Flächen, die sich auf den natürlichen Lebensraum negativ auswirken, weil die natürliche Versickerung von Wasser verhindert und Lebensraum der Natur zerstört wird. (Obernosterer et al. 2010, Seite 18)
Der Bevölkerungszuwachs in Zentraleuropa ist negativ, dennoch werden neue Wohnräume geschaffen, weil der Bestand oft nicht den Anforderungen der heutigen Generation entspricht. Bei der Schwerpunktsetzung der Siedlungsplanung der letzten Jahrzehnte wurde das Hauptaugenmerk nur sehr selten auf Nachhaltigkeit gelegt. Trotz der rückläufigen Bevölkerungszahlen hat sich aufgrund der Wohnunzufriedenheit eine „Neue Siedlungsbewegung“ gebildet. Im Folgenden werden Projekte alternativer Lebensweisen gezeigt. Beispielsweise entstehen zurzeit zahlreiche Modellsiedlungen: sogenannte „Ökodörfer“ oder „Ecovillages“.
Was ist ein Ecovillage?
In einem Ecovillage hat sich in einer Stadt oder auch auf dem Land eine solidarische Gemeinschaft zusammengefunden, deren Lebensweise auf die Umwelt eine minimale Auswirkung haben soll. Dazu werden beispielsweise ökologisches Design, Permakultur, ökologisches Bauen, ökologische Produktion, ökologisches Bauen, alternative Energien und partizipatorische Praktiken berücksichtigt. Es handelt sich dabei um eine weltweite Entwicklung. (http://gen.ecovillage.org/ecovillages/whatisanecovillage.html).
Das Global Ecovillage Network gibt Auskunft über verschiedene weltweit geplante und realisierte Ecovillages. In der Datenbank sind auch urbane Projekte enthalten. Viele Ecovillages sind nach dem Grundsatz der Permakultur realisiert. http://gen.ecovillage.org